Was ist Binge-Eating?

„Binge-Eating“ bedeutet übersetzt soviel wie „Essgelage“, ist also eine Art Esssucht und gehört zu den Essstörungen. Menschen, die an Binge-Eating-Disorder (BED) leiden, essen oft riesige Mengen Nahrungsmittel und können diese Essanfälle nicht kontrollieren.

In den Internationalen Klassifikationssystemen psychischer Erkrankungen (ICD-10 und DSM-IV) werden Essstörungen seit etwa 20 Jahren erfasst. Obwohl Binge-Eating weder Magersucht noch Bulimie zugeordnet werden kann, taucht sie noch nicht als eigenständige Kategorie auf, sondern wird im DSM-IV lediglich im Appendix erwähnt und unter den „unspezifischen Essstörungen“ (Eating Disorders Not Other Classified, EDNOC)  zusammengefasst, und im ICD-10 gar nicht erwähnt. Dies führt natürlich auch unter Fachleuten zu Unsicherheiten und bedeutet, dass bezüglich dieses Krankheitsbildes weiterer Forschungsbedarf besteht.

In der im Februar 2010 im Internet vorgestellten Neuauflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) werden einige wesentliche Änderungen in der Klassifikation psychiatrischer Erkrankungen vorgeschlagen, erstmals wird auch Binge-Eating als etablierte Essstörung klassifiziert (für weitere Informationen hierzu siehe unser Bericht in der Nachrichten-Sektion vom 12. Februar 2010).

Worin unterscheidet sich die BED von anderen Essstörungen?

  • Abgrenzung der Magersucht und Bulimie zur BED:
    Bei beiden Störungen stehen Essanfälle mit der Aufnahme ähnlich großer Nahrungsmengen im Vordergrund, jedoch verzehren Bulimiker dabei oftmals Nahrungsmittel die einen hohen Kohlenhydrat- und Zuckeranteil aufweisen und die sie außerhalb der Essattacken meiden. Des Weiteren fühlen sich Patienten mit Bulimie in der Regel schon während der Nahrungsaufnahme unwohl, Patienten mit BED hingegen können Essen, Anblick, Geruch und Beschaffenheit der Nahrungsmittel meist genießen und erfahren auch größere Entspannung dabei. Die Essanfälle treten bei der BED meist seltener auf, dauern dafür aber oft länger. Im Gegensatz zur Bulimie oder bulimischen Anorexie werden bei der BED keine Gegenmaßnahmen (z. B. Erbrechen, Abführmittel, oder ähnliches) ergriffen. Dies führt dazu, dass an BED erkrankte Menschen meist übergewichtig sind.
  • Abgrenzung der Adipositas zur BED:
    Adipositas wird als eine „Erhöhung des Körpergewichtes durch eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfettanteils“ definiert. Sie stellt lediglich eine medizinische Diagnose dar und kann zwar mit Essstörungen (insbesondere BED) einhergehen, bezeichnet aber selbst nur das Übergewicht und schließt keine psychischen Erkrankungen mit ein. Bei Patienten mit BED besteht meist eine ausgeprägtere Unzufriedenheit bezüglich Körper bzw. Körpergewicht und sie haben für gewöhnlich ein niedrigeres Selbstwertgefühl als Patienten mit der Einzeldiagnose Adipositas. Des Weiteren haben sogenannte Binge-Eater häufiger starke Gewichtsschwankungen, beschäftigen sich ausführlicher mit Nahrungsmitteln und deren Kaloriengehalt und essen zwischen den Essattacken chaotischer und unregelmäßiger als es bei der Vergleichsgruppe der Fall ist. Aus Scham beim Essen vor anderen nehmen sie Mahlzeiten auch außerhalb von Essanfällen meist heimlich zu sich und haben in der Regel größere Angst vor Kontrollverlust bei der Nahrungsaufnahme.