Symptome

Woran erkennt man, ob jemand an Binge-Eating-Disorder leidet?

Die meisten von uns essen ab und zu zu viel und manchmal hat man das Gefühl, mehr gegessen zu haben, als gut für einen ist. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass man unter Esssucht leidet.

Menschen, die an Esssucht erkrankt sind,

  • essen während der Essanfälle viel schneller als gewöhnlich,
  • essen so lange, bis sie sich unangenehm voll fühlen,
  • essen große Mengen, obwohl sie eigentlich gar nicht hungrig sind,
  • essen aufgrund verschiedenster Gefühle (Traurigkeit, Einsamkeit, Hochgefühl, und vieles mehr),
  • essen alleine, weil sie sich wegen der großen Mengen an Nahrungsmitteln schämen,
  • fühlen sich danach davon abgestoßen, deprimiert oder schuldig.

Wie lauten die offiziellen Diagnosekriterien?

Diagnosekriterien nach dem DSM IV (Ausg. 1994)

  1. Wiederholte Episoden von „Essanfällen“. Eine Episode von „Essanfällen“ ist durch die beiden folgenden Kriterien charakterisiert:
    • Essen einer Nahrungsmenge in einem abgrenzbaren Zeitraum (z.B. in einem zweistündigen Zeitraum), die definitiv größer ist als die meisten Menschen in einem ähnlichen Zeitraum unter ähnlichen Umständen essen würden.
    • Ein Gefühl des Kontrollverlustes über das Essen während der Episode (z.B. ein Gefühl, dass man mit dem Essen nicht aufhören kann bzw. nicht kontrollieren kann, was und wie viel man isst).
  2. Die Episoden von „Essanfällen“ treten gemeinsam mit mindestens drei der folgenden Symptome auf:
    • wesentlich schnelleres essen als normal,
    • essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl,
    • essen großer Nahrungsmengen, wenn man sich körperlich nicht hungrig fühlt,
    • alleine essen aus Verlegenheit über die Menge, die man isst,
    • Ekelgefühle gegenüber sich selbst, Deprimiertheit oder große Schuldgefühle nach dem übermäßigen Essen.
  3. Es besteht deutliches Leiden wegen der Essanfälle.
  4. Die Essanfälle treten im Durchschnitt an mindestens 2 Tagen in der Woche während mindestens 6 Monaten auf.
  5. Die Essanfälle gehen nicht mit dem regelmäßigen Einsatz von unangemessenen kompensatorischen Verhaltensweisen einher und treten nicht ausschließlich im Verlauf einer Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa auf.

Wie äußern sich die Symptome konkret?

  1. Essverhalten:
    • Wiederholtes Vorkommen unkontrollierbarer Essanfälle als Leitsymptom,
    • Gestörtes Essverhalten zwischen den Essanfällen:
      • Abwechselnd kontrolliertes und unkontrolliertes Essverhalten,
      • Unregelmäßige Ernährung,
      • Häufiges Durchführen und Abbrechen von Diäten.
    • Essanfälle erfüllen oft die Funktion kurzfristiger Spannungsabfuhr und wirken auch als Stimmungsaufheller,
    • Nahrungsmittelmenge und die Dauer eines Essanfalls können bei den einzelnen Betroffenen stark variieren,
    • BED gibt es sowohl unter normalgewichtigen (z.B. bedingt durch vermehrte körperliche Aktivität nach den Essanfällen) als auch bei übergewichtigen Patienten.
  2. Psychische Symptome / mögliche Begleiterkrankungen:
    • Tatsächliche und subjektiv erlebte zwischenmenschliche Konflikte, Bemerkungen bezüglich Aussehen, Stimmungsschwankungen, Einsamkeit, Isolation, Langeweile aber auch starke emotionale Zustände (beispielsweise intensive Freude) gehen Essanfällen häufig voraus,
    • Negatives Körperkonzept, Körperschemastörung,
    • Zwischenmenschliche Defizite,
    • Wahrnehmungsstörungen bezüglich Hunger- und Sättigungsgefühl,
    • Grübeln über Nahrungszufuhr, Figur und Gewicht,
    • Angststörungen,
    • Depressionen,
    • Substanzabhängigkeit (Alkohol, Medikamente, Drogen),
    • Persönlichkeitsstörungen.